Angelika-Christina Brzóska 1.09. bis 31.10.2013 Drucken

GRAFIK - AQUARELL

broska grafikIhre Eigenart, ja, Besonderheit wurzelt in dem Spannungsfeld, dass sich zwischen der gegen­standsnahen Wiedergabe und der Leere des Umfeldes auftut. Meist krummlinig begrenzte linear strukturierte Bereiche stehen in hartem Kantrast zu der gradlinig begrenzten Schwärze der Buchseite. Mittels dieses Balanceaktes von Figur und Grund strebte die lllustratorin ein labi­les Gleichgewicht zwischen Körperillusian und Flächenhaftem an. Urgrund und Wesen all die­ser Zeichnungen ist die eindimensionale Linie, die selbst im dichtesten Liniengespinst sicht­bar bleibt. Diese den Arbeiten innewohnende Spannung wird durch das simple Umkehren von Schwarz und Weiß verstärkt.

Die ausgestellten Arbeiten sind Schabblätter, also Zeichnungen im umfänglichen Sinne. Bei Ihnen wurden nicht, wie gewohnt, auf dem Pa­pier Spuren des Zeichenmaterials hinterlassen, sondern es wurde eine schwarze Farbschicht auf weißem Karton mittels einer (Zeichen-)Fe­der oder Radiernadel herausgekratzt bzw. ge­schabt, also etwas von dem Bildträger entfernt, damit die weiße Zeichnung entstehen kann. Das verlangt ein Umkehren im bildnerischen Denken sowie ein konzentriertes Arbeiten. Da­bei muss jeder Strich „sitzen". Eine Korrektur ist nicht möglich. Dass diese Technik nicht so flott und elegant zu handhaben ist, nicht so spon­tan sein kann, wie das Zeichnen mit Bleistift auf einem Bogen Papier, ist leicht vorstellbar. Bei einer gewissen Nähe zur Radierung sind die Schabblätter im Vergleich zur Druckgrafik,einem Abkömmling der Zeichnung, jedoch stets zeichnerische Unikate. Da sie zweckgebunden als Illustration eines Buches gefertigt wurden, verschenkt die Zeichnerin diese Blätter nicht so leichtfertig, wie soeben entstandene Zeichnun­gen.

Die Wurzeln des für solche Arbeiten erforderli­chen Könnens sind zunächst das Bedürfnis, sich bildnerisch auszudrücken, das Sich-begeistern sowie das neugierig-liebevolle Zuwenden zum Gegenüber. Sie sowie eine gewisse Unzufrie­denheit und ein Durchhalten-wollen erschaf­fen sich das notwendige Können. Die Folge davon ist, dass Angelika-Christina Brzóska auf Schritt und Tritt zeichnet. Dass Sie durch und durch Zeichnerin ist, spürt der Betrachter eben­so an den Aquarellen. Auch wenn durch das Verwenden des Pinsels nichtlineare Elemen­te hinzukommen, ist das fertige Bild merklich zeichnerisch, jedoch keineswegs eine kolorier­te Zeichnung. Die Herangehensweise scheint die Malerin davor zu bewahren. Zu Beginn der Arbeit ist nämlich die Komposition nie bis ins Detail ausgeklügelt, die dann nur noch "aus-getuscht" zu werden brauchte. Eine lediglich vage Vorstellung vom Endergebnis lässt Wach­sen durch Verändern zu, ein sich immer wieder von seinem Gegenstand anregen zu lassen, aus Form und Farbe gleichermaßen das Bild zu bauen. Dabei ist zuweilen ein mit frappanter Dingtreue wiedergegebenes Detail der Ganz­heitlichkeit des in sich stimmigen „Organismus‘ Bild zu opfern. Gewinn durch Verzicht aus ei­nem kritischen Wissen um das Ideal. B. B.

 

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