Otto Fischer-Lamberg mit Aquarelle - Zeichnungen - Holzschnitte Drucken

Otto Fischer-Lamberg, der einer baltendeutschen Familie entstammt, wurde 1886 in Mitau/Lettland geboren. Die Eltern kamen nach Deutschland, um bessere Lebensmöglichkeiten zu finden. Fischer-Lamberg wuchs in Berlin auf.

Seine künstlerische Laufbahn begann 1904 an der Hochschule für die bildenden Künste und an der Königlichen Kunstschule in Berlin. Von 1908 bis 1910 setzte er sein Studium an der Kunsthochschule Weimar fort. Seine Lehrer waren hier Hans Olde und Fritz Mackensen, der spätere Direktor. Von 1912 bis 1946 war er als Akademischer Zeichenlehrer an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg tätig. Neben dieser zeitaufwendigen Lehrtätigkeit entstand ein umfangreiches Werk, Malerei, Zeichnungen und Druckgrafik. An beiden Weltkregen musste Fischer-Lamberg als Soldat teilnehmen. Nach seiner Entlassung 1946 von der Universität verlegte er sich auf eine umfangreiche, private Lehrtätigkeit. 1963 starb Otto Fischer-Lamberg in Halle/Saale.

Die Druckgrafik beschäftigte Fischer-Lamberg seit 1908, bis 1920 entstanden Radierungen, dann wandte er sich dem Holzschnitt zu, stark dem Expressionismus verbunden. In seinen Holzschnitten zeigt er genaue Beobachtungen, aber auch erdachte Themen kamen in diesem Genre zum Ausdruck. So entstanden 1931 zwei wichtige Holzschnittzyklen, ,,Tingel-Tangel" und "Großstadt". In diesen Themen interpretiert er die Oberflächlichkeit seiner Zeit. Im Zyklus "Tingel-Tangel" beschreibt Otto Fischer-Lamberg das Varietéleben, in der Holzschnittfolge beleuchtet er den sozialen und privaten Bereich des städtischen Lebens.

Zwei weitere Holzschnittzyklen befassen sich mit Szenen aus Dostojewskis Roman "Die Brüder Karamasow" (1930) und mit Kleists "Michael Kohlhaas' (1932 - 1935). Hier setzt er sich künstlerisch mit. gewalttätiger Machtausübung auseinander - die Nationalsozialisten kommen zur Macht. Der Zyklus "Die Brüder Karamasow" gehört zu den wichtigen grafischen Beiträgen der Interpretation moderner Literatur. Zeitlebens beschäftigte sich Fischer-Lamberg mit der Literatur des 19. Jahrhunderts, seine Vorliebe galt den Werken russischer und nordischer Erzähler.

1935 entstand das wichtige Ölbild "Die vier Evangelisten". In diesem Gemälde verehrt Fischer-Lamberg Siegmund Freud, Vincent van Gogh, August Strindberg und Fjodor Dostojewski. Die Anordnung von Köpfen und Händen der Dargestellten erinnert an Heiligen-Bilder. Vincent van Gogh wird hier als großer Meister besonders vorgehoben. Dieses Gemälde konnte zu seiner Entstehungszeit nicht öffentlich gezeigt werden. Ende der 20er Jahre beschäftigte sich Fischer-Lamberg intensiv mit dem Thema "Stadt". Da er in Halle seine Heimat gefunden hatte, zeigt er in vielen Arbeiten hallesche Motive. Dabei spielt die Hinterhausatmosphäre mit architektonischen Elementen eine große Rolle.

 

Fischer-Lambergs Bilder werden von intensiven Farben beherrscht. Die Aquarelle der 20er Jahre sprechen eine äußerst expressive Sprache. Die Bilder der 30er Jahre hingegen leben von ruhigeren Farbgebungen, eine gewisse Aggression ist gemildert in Form und Kolorit, Kalt-Warm-Kontraste sind für diese Jahre charakteristisch. Impressionistisch wirken die farbigen Werke wie auch die Kreide und Bleistiftzeichnungen in vielen Landschafts- und Städtedarstellungen. Seine Porträts zeigen eine intensive Beschäftigung mit dem Modell, die zahlreichen Selbstporträts sind eine harte Auseinandersetzung mit sich selbst.

In Fischer-Lambergs Schaffen finden sich Perioden, in denen er den stilistischen Einflüssen der Zeit verbunden war, so in den Holzschnitten der 20er Jahre. Die Kunstauffassungen der nachfolgenden politischen Systeme waren ihm fremd, und er entwickelte eine eigene Bild- und Formensprache. Vielseitig und vielfältig ist das Lebenswerk dieses Künstlers, nur einen kleinen Ausschnitt kann die Ausstellung zeigen. Aber schon diese Auswahl macht deutlich, dass das Werk Otto Fischer-Lambergs nicht in Vergessenheit geraten sollte.

 

 

Werke in öffentlichen und privaten Sammlungen

Stiftung Moritzburg Halle

Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt

Kustodie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Deutsches Museum München

Deutsches Literaturarchiv, Marbach

Kleistmuseum, Frankfurt (Oder)

Sammlung Gerd Gruber, Wittenberg

Sammlung Gerhard Schneider, Stiftung für verfemte Kunst, Solingen

 

 

Diese Seite verwendet Cookies, die die Funktionalität unterstützen. Mehr Informationen zum Datenschutz erhalten Sie hier.

EU Cookie Directive plugin by www.channeldigital.co.uk